Einleitung
Es ist schwer zu definieren, ob die unter den Bewohnern von Żary im Laufe der Jahrhunderte herrschenden Bräuche aus der Tradition der sorbischen Stämme stammten, die ab dem VI. Jahrhundert u.a. den heutigen Landkreis Żary bewohnten, oder von den deutschen Siedlern. Der slawische Stamm Zara wurde im Jahr 1007 vom Bischof Thietmar in der Beschreibung des deutschen Kriegszugs östlich der Lausitzer Neiße erwähnt. Das heutige Żary, das stolz die Hauptstadt der polnischen Ost-Niederlausitz genannt wird, hat im Laufe der Jahrhunderte ganz anders ausgesehen. Die etablierte Gesellschaftsordnung, die auf Vasallentum und Benefizien basierte, wurde zur Herrschaftszeit der Feudalherren, denen die Stadt und viele umliegende Dörfer gehörten, immer wieder durch Missernten und der daraus resultierenden Hungersnot, Epidemien, gemeinhin als Seuchen genannt, und vor allem durch Kriegshandlungen zerstört. Demographische Verluste wurden durch aufeinanderfolgende Siedlerwellen ergänzt. Dies wiederum führte zu einer Vermischung der Kulturen und einer immer stärker werdenden Dominanz der Deutschen, bei gleichzeitiger, fortschreitender Entfremdung der einheimischen Bewohner der Region. Doch trotz der wirtschaftlichen und justiziablen Unterdrückung der Sorben durch deutsche Großgrundbesitzer war die Situation in der Stadt für die Slawen viel besser. Als Kleinbürgertum und gemeine Stadtbürger überwogen sie zahlenmäßig die Deutschen.
Im Laufe der Jahrhunderte hat Żary der Gegend den Glanz verliehen, der wiederum offensichtlich für die Stadt „arbeitete“. Die Standesherrschaft Sorau (Żary), etwas später Sorau-Triebel (Żary-Trzebiel), vergleichbar mit einem unabhängigen Herzogtum, war bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein die tragende Säule des Slawentums. Die Sorben arbeiteten in Vorwerken sowie in Adels- und Rittergütern. Es waren Bauern, Häusler, Ackersleute und Hintersiedler, wie Fredo Mĕtšk schreibt. Die Lausitzer Sorben befassten sich mit Viehzucht, Bienenzucht, Schmiedehandwerk, Böttcherei und Töpferei. Sie waren, wie es heute heißt, das Salz dieser Erde. Es ist offensichtlich, dass der 30-jährige Krieg auch in diesem Gebiet zur erheblichen Vernichtung der Bevölkerung beigetragen hat. Relativ schnell nach seiner Beendigung stieg die Zahl der Häusler. Berechtigt ist die Frage, ob unter ihnen auch Sorben waren. Bekannt ist eine indirekte Antwort, weil die verfügbaren Veröffentlichungen auch die Zahl der indigenen Bevölkerung widerspiegeln, allerdings in der Regel auf Beamte und Dorfvorsteher beschränkt. Die Bevölkerung von Żary wurde durch das verwaltungsrechtliche Verbot des Verlassens der Stadt nicht eingeschränkt. Alle Bürger und Einwohner der Stadt hatten die Freiheit, in der Standesherrschaft zu leben und sich frei zu bewegen. Es ermöglichte u.a. Migrationsbewegungen in der Standesherrschaft Sorau, so dass sich in gewisser Weise sorbische und deutsche Dörfer ausgegliedert oder gestärkt haben. Zuerst hat der 30-jährige Krieg die Standesherrschaft vom Höhepunkt wirtschaftlicher Blüte in den wirtschaftlichen Ruin getrieben, dann brachte der Kampf gegen die schlesische katholische Reaktion den Aufschwung des Handwerks, vor allem der Tuchmacherei, und den Wiederaufbau der Landwirtschaft; Er ermöglichte einen weitgehenden Ausgleich demographischer Verluste, was jedoch aufgrund des großen Zustroms deutscher Bevölkerung aus Schlesien den Weg für Germanisierung und Assimilation der sorbischen Bevölkerung bahnte.
Populäre Bräuche
Jeder Brauch hat seine eigene Geschichte. So wie sich das Leben verändert, ändern sich auch Inhalt und Funktion der Volksbräuche. Viele heidnische Bräuche haben die Christianisierung überdauert. Obwohl sich die Bedeutung geändert hat, kann man immer noch die frühere Form erkennen. Sowohl in der katholischen als auch in der protestantischen Region der Lausitz haben alle Bräuche einen religiösen Kontext und spielen eine wichtige Rolle im Leben der Menschen. Die sorbischen Bräuche sind nach wie vor von großer Bedeutung. Ihre Pflege diente der Bewahrung der Eigentümlichkeit der Sorben als Nation. Die Vielfalt der Bräuche widerspiegelt die Schönheit der Kultur und stärkt das Gemeinschaftsgefühl dieser kleinsten slawischen Nation.
Zu den gepflegten Bräuchen der Sorben gehören u.a.:
- Ostereierverzieren;
- Ostermärkte;
- Osterreiten (obersorbisch kath.: křižjero);
- Ostergesang (Region Šlepo);
- Osterfeuer; „Hexenbrennen“ (obersorbisch: chodojtypalenje), 30. April;
- Hahnrupfen (niedersorbisch: Kokot),
- Erntefest-Bräuche;
- Martinssingen (Měrćina);
- St. Barbara und St.Nikolaus (Mikławš);
- Jänschwalder Bescherkind (niedersorbischer Brauch aus der Weihnachtszeit, Janšojce / Jänschwalde) und Bože džećatko (Christkind)
- in der Region Šlepo / Schleife; Nowolětka- Neujährchen; Vogelhochzeit (obersorbisch: ptači kwas), 25. Januar;
- Fastnacht (niedersorbisch Zapust).